DIE BETEILIGTEN STÄDTE
Prato ist nun seit mehr als 35 Jahren durch eine Städtepartnerschaft mit zwei deutschsprachigen Städten verbunden, die jedoch sehr verschiedenen Ursprungs sind.
So haben alle drei Städte Gemeinsamkeiten wie das Streben nach ähnlichen Werten, langjährige Tradition (wenn auch in jeder Stadt eine andere) und die Teilnahme am CERV-Programm. Allerdings unterscheiden sie sich auch in ihrem geschichtlichen Hintergrund, gewissen Stadt-/Gemeindestrukturen, der Lebensweise der Bevölkerung und schließlich dem Gesamtbild der Kommune (Ebensee als kleiner Ort, Wangen als Kleinstadt, Prato als urbane Struktur).
Ziel des CERV-Programms ist es also, den Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, einen detaillierten Einblick in alle drei Umfelder zu bekommen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede selbst zu erleben und somit zu erkennen, wie wertvoll diese Vielfältigkeit der Lebensverhältnisse in Europa ist und dass wir Bürger*innen sie zu schätzen wissen sollten. Denn dabei handelt es sich um die Voraussetzung für eine sichere und vor allem gemeinsame Zukunft in Europa.
In der Stadt Ebensee befindet sich die Gedenkstätte eines Konzentrationslagers aus dem zweiten Weltkrieg, wohin zwischen 1944 und 1945 zahlreiche Prateser Bürger*innen deportiert wurden.
Die Städtepartnerschaft Prato-Ebensee entstand 1987 durch die Initiative der Kommune von Prato und der Prateser Abteilung der ANED (Nationale Vereinigung der Ex-Deportierten). Diese Partnerschaft ist also ein Pakt von großer Bedeutung: die Überwindung des Schreckens und Entsetzens während der Gefangenschaft im Konzentrationslager. Die Städtepartnerschaft nimmt sich zum einen vor, die Zeugenaussagen und Beweise der Dinge, die vorgefallen sind, zu überliefern. Zum anderen soll jede dienliche Initiative zur Stärkung der Freundschaft und des Friedens in Europa ergriffen werden.
Das Bündnis zwischen den beiden Städten hat die Aufgabe, die Erinnerungskultur zu pflegen und die Beziehungen zwischen den Bürger*innen der zwei Städte zu intensivieren, was durch zwei Dokumentationszentren (Figline in Prato und Ebensee) sowie Erinnerungsreisen bereits realisiert wird.
WANGEN IM ALLGÄU (DEUTSCHLAND)
Der erste Kontakt zwischen Wangen und Prato ergab sich aus der Gelegenheit des historischen Umzugs (Corteggio Storico), der jedes Jahr am 8. September in der toskanischen Stadt abgehalten wird.
Vor 40 Jahren nahm einst eine folkloristische Gruppe aus Wangen - in ihren Reihen auch einige italienische Einwanderer – an dem historischen Umzug teil, um die Freundschaft zwischen den beiden Städten zu feiern.
Mit dem gemeinsamen Konzert des Domchors aus Prato und dem Chor St. Ulrich festigten sich die regelmäßigen Treffen und führten so 1988 zur selbstverständlichen Notwendigkeit, die Partnerschaft zwischen den beiden Städten zu formalisieren und zu institutionalisieren.
Das Bündnis zwischen Prato und Wangen verwirklichte ab sofort einen Terminkalender, der reich gefüllt war - und immer noch ist - mit kulturellen und bildenden Aktivitäten, welche ihre Wirksamkeit bis heute nicht verloren haben. Im Gegenteil, sowohl institutionelle als auch soziale Beziehungen wurden so immer mehr gefördert.
Prato ist eine Textilstadt und deshalb bekannt als Arbeiterstadt mit langjähriger Tradition. Solidarität ist für seine Bewohner ein wichtiger Wert. Diese Idee von Gemeinschaft und Solidarität wird auch in Form von Freiwilligenvereinen (sozial und kulturell) ausgelebt, zu denen auch die gehören, die sich dem Austausch mit den Partnerstädten widmen.
Als drittgrößte Stadt Zentralitaliens (nach Rom und Florenz), auf einem der wichtigsten Kommunikationswege zwischen Italien und Nord-Europa gelegen, im Apennin, hat Prato schon immer Kontakte mit deutschsprachigen Ländern unterhalten. Die Zusammenarbeit der Textilfirmen in diesem Gebiet wurde immer intensiver, dank der raschen Entwicklung der Textilindustrie und der darauffolgenden Zunahme des Exports ab dem neunzehnten Jahrhundert. Prato zeigt sich außerdem als lebendige, multiethnische Gemeinschaft.
Bis heute bietet der Großteil der Schulen in Prato Deutsch als Teil des schulinternen Programms an und viele Schüler*innen wählen Deutsch als zweite Fremdsprache.